9. Juli 2025

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Was Sie über die Verwendung und den Wechsel von Bremsflüssigkeit wissen müssen

Bremsflüssigkeit spielt eine entscheidende Rolle für die Fahrsicherheit, wird jedoch bei Wartungsarbeiten häufig vernachlässigt. In der Praxis unterschätzen viele Fachanwender und Werkstätten die Risiken alternder Bremsflüssigkeit. In diesem Wissensartikel erklären wir die Funktion von Bremsflüssigkeit, die verschiedenen verfügbaren Typen und worauf Profis achten sollten, um die Sicherheit zu gewährleisten und Bremsversagen zu vermeiden.
Welche Aufgabe erfüllt die Bremsflüssigkeit im Fahrzeug?

Bremsflüssigkeit ist ein hydraulisches Medium, das die Kraft vom Bremspedal auf die Bremssättel oder Radzylinder überträgt. Sie muss hohen Temperaturen und Drücken standhalten, ohne zu verdampfen oder zu dickflüssig zu werden.

Was bedeutet DOT und welche Bremsflüssigkeiten gibt es?

Ein zentraler Begriff bei Bremsflüssigkeiten ist die DOT-Spezifikation. Dieser Standard, festgelegt vom US-Verkehrsministerium, definiert Mindestanforderungen für Siedepunkte (trocken und nass), Viskosität und chemische Zusammensetzung.

Die gängigsten Typen sind:

  • DOT 3 / DOT 4: Glykolbasiert; älterer Standard, häufig in Pkw und Oldtimern verwendet
  • DOT 4 LV: Glykolbasiert mit niedriger Viskosität; geeignet für ABS- und ESP-Systeme
  • DOT 5.1: Glykolbasiert mit hoher thermischer Stabilität
  • DOT 5: Silikonbasiert; nicht kompatibel mit glykolbasierten Typen
  • ISO 4925 Klasse 6: Für Fahrzeuge mit elektronischen Bremssystemen, z. B. Eurol Brake Fluid DOT 4 LV

Wichtig: Silikon- und glykolbasierte Bremsflüssigkeiten sind nicht miteinander kompatibel. Bei Vermischung muss das gesamte Bremssystem ausgetauscht werden.

Wichtige Eigenschaften von Bremsflüssigkeit

Eine hochwertige Bremsflüssigkeit sollte folgende Anforderungen erfüllen:

  • Hoher Siedepunkt: Verhindert Dampfblasenbildung (Vapor Lock), die zu einem weichen oder nicht ansprechenden Bremspedal führt
  • Niedriger Gefrierpunkt: Verhindert Einfrieren bei Kälte
  • Dichtungsverträglichkeit: Schützt Gummikomponenten vor Undichtigkeiten und Schäden
  • Hygroskopie: Nimmt Feuchtigkeit auf, was langfristig die Leistung beeinträchtigt
Warum ist der Siedepunkt so entscheidend?

Bremsflüssigkeit hat zwei Siedepunkte:

  • Trockensiedepunkt: Temperatur, bei der frische Bremsflüssigkeit zu sieden beginnt
  • Nasssiedepunkt: Temperatur, bei der Bremsflüssigkeit nach Aufnahme von etwa 3,7 % Feuchtigkeit siedet

Da Bremsflüssigkeit Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt, sinkt der Siedepunkt mit der Zeit erheblich. Dadurch steigt das Risiko von Vapor Lock und Bremsversagen.

Bremsflüssigkeit
Trockensiedepunkt
    Nasssiedepunkt (nach ca. 2 Jahren)
DOT 3± 230 °C± 140 °C
DOT 4± 260 °C± 155 °C
DOT 4 LV± 265 °C± 170 °C
DOT 5.1± 260 °C± 180 °C

Ein niedriger Siedepunkt kann zu Dampfblasenbildung, verminderter Bremsleistung, höherem Verschleiß des Hydrauliksystems und Fehlfunktionen bei ABS/ESP führen.

DOT 4 LV bietet zusätzliche Sicherheit durch:

  • Geringere Viskosität bei 40 °C (schnellere ABS-/ESP-Reaktion)
  • Höheren Nasssiedepunkt (zuverlässiger unter Last)

Bei stark beladenen Fahrzeugen, Anhängern oder Fahrten im Gebirge steigen die Bremsentemperaturen schnell an. Frische Bremsflüssigkeit mit hohem Nasssiedepunkt ist daher unerlässlich.

Wann sollte Bremsflüssigkeit gewechselt werden?

Ein rechtzeitiger Wechsel ist entscheidend. Aufgrund ihrer hygroskopischen Eigenschaften nimmt Bremsflüssigkeit Feuchtigkeit auf, was den Siedepunkt senkt und das Risiko von Vapor Lock erhöht. Alterung tritt auch in geschlossenen Systemen auf.

Praktische Tipps:
  • Immer die Herstellervorgaben (OEM) beachten
  • Für die Produktauswahl den Eurol Ölberater nutzen
  • In der Regel: Bremsflüssigkeit alle 2 Jahre wechseln
  • Bei starker Beanspruchung (Berge, Motorsport, Schwerlast): häufiger wechseln
  • Bei Unsicherheit Qualität mit einem Siedepunkt-Tester prüfen
Wie wählt man die richtige Bremsflüssigkeit aus?

Die Auswahl richtet sich nach:

  • OEM-Spezifikation: Diese ist maßgeblich. Wenn DOT 3 oder DOT 4 vorgeschrieben ist, darf auch DOT 4 LV verwendet werden (dank breiterer Spezifikation und höherer thermischer Sicherheit). Umgekehrt gilt das nicht.
  • Temperatur- und Einsatzbedingungen: Etwa Gebirgsfahrten, schwere Lasten oder industrielle Anwendungen
  • Systemanforderungen: Moderne Fahrzeuge mit ABS, ESP oder Torque Vectoring benötigen niedrigviskose Flüssigkeiten. Eurol Brake Fluid DOT 4 LV erfüllt ISO 4925 Klasse 6.
Welche Bremsflüssigkeit für Elektrofahrzeuge?

Bei vielen Elektrofahrzeugen wird durch regeneratives Bremsen weniger Bremsflüssigkeit beansprucht. Dadurch genügt oft DOT 3. Auch Eurol DOT 4 LV ist geeignet.

Welche Bremsflüssigkeit für Rallye und Motorsport?

Für Hochleistungs-Bremssysteme empfehlen wir eine Spezialbremsflüssigkeit: Eurol Specialty Racing Brake Fluid, wie sie im WTCR, Rallyesport und EuroNascar verwendet wird.

Wichtige Eigenschaften:

  • Extrem hohe thermische Stabilität
  • Hervorragender Verschleißschutz
  • Geeignet für Torque-Vectoring-Systeme

Torque Vectoring verteilt Brems- oder Antriebskraft auf einzelne Räder und erfordert ein besonders schnell reagierendes Hydrauliksystem. Die passende Norm ist hier ISO 4925 Klasse 6.